Mit dem Einstieg von Microsoft beim französischen KI-Startup Mistral AI zeigt sich, wie schnell sich die Vorzeichen auf dem KI-Markt ändern können. Innerhalb kürzester Zeit haben die Franzosen um Arthur Mensch den großen Vorsprung der Amerikaner verringert, und sie haben nun alle Chancen, nicht nur Open AI ein Stück vom Kuchen abzuzwacken.
Der Deal wirft ein Licht auf generelle Problemstellen.
1. Fast alle Gründer in diesem Bereich kommen von den großen US-Techunternehmen Google, Meta oder (wie auch im Fall Aleph Alpha) von Apple. Das zeigt, wie wichtig es ist, in Europa ein eigenes Schwergewicht zu halten.
2. Die Amerikaner, vor allem Microsoft, haben die Konkurrenz genau im Blick. Bei Mistral haben sie nun für eine überschaubare Summe den Fuß in die Tür gestellt. Letztlich geben sie vor allem Rechenkapazitäten und den Marktzugang. Was haben die Europäer da entgegenzusetzen?
3. Mit dem Einstieg von Microsoft wird es sehr wahrscheinlich, dass man das „europäisch“ aus der Bezeichnung „europäische KI-Hoffnung Mistral“ irgendwann streichen muss.
4. Das ist Chance und Bürde zugleich für Aleph Alpha: das „europäisch“ könnte zum Alleinstellungsmerkmal für die Heidelberger werden. Es gibt aber kein Durchatmen, keine Pause. Mit den Partnern Schwarz-Gruppe, Bosch und SAP muss es jetzt schnell vorangehen. Die Uhr tickt.
Die Prognose von Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis beim Besuch in Heilbronn lautete: Anderthalb Jahre, dann wird sich viel entschieden haben. Seit gestern ist klar: Das war bereits optimistisch. Und dann hat er zuletzt selbst in Zweifel gezogen, ob es wirklich richtig ist, die Entwicklungen frei verfügbar, quelloffen zu halten.
Heilbronn darf weiter hoffen, dass aus dem Engagement der Dieter-Schwarz-Stiftung und der Partnerschaft mit dem Ipai etwas Großes entsteht. Aber die Zeit wird knapp.
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Zum Artikel über den Besuch von Jonas Andrulis beim Venture-Capital-Fonds D11Z („Heilbronner Stimme“ vom 1. Februar).