Diese Woche zeigt, wie schnell Heilbronn wächst. Drei Großereignisse an drei Tagen. Als mit der Gründung der Campus Founders vor sieben Jahren und mit dem Start von Oliver Hanisch als Geschäftsführer wenig später das Wörtchen Ökosystem ins Standardvokabular auf dem Bildungscampus Einzug hielt, bestand dieses Ökosystem aus ein paar kleinen, zarten Pflänzchen. Das sieht im Jahr 2025 anders aus.
Wer ein Gefühl dafür bekommen möchte, muss diese Woche nach Heilbronn kommen. Das Stelldichein für Mittelstand und Wissenschaft, der TUM Talk, ist inzwischen eine Veranstaltung der „Zeit“ und muss in dieser Woche doch um Aufmerksamkeit kämpfen, weil am gleichen Tag der Spatenstich für den IPAI-Campus ist. Dem wird auch Bundeskanzler Friedrich Merz beiwohnen. Und zwei Tage später ist dann auch die Heilbronn Slush’D, vielleicht das wichtigste Startup-Festival in Deutschland. In dessen Vorprogramm wird gleich noch das beeindruckende neue Gebäude der Campus Founders eröffnet. Gravity heißt es, es soll ein Gravitationszentrum der deutschen Startup-Szene werden.
Heilbronn wird es wieder in die Schlagzeilen schaffen
Für Dieter Schwarz ist es die Geschwindigkeit, die er so lange angestrebt hat beim Aufbau der Wissensstadt Heilbronn. Heilbronn wird es bundesweit in die Schlagzeilen schaffen, mehrfach in diesen Tagen.
Aus Heilbronner Sicht ist das ein beeindruckendes Schauspiel. Aber auch ein trügerisches. Denn am Donnerstag präsentiert die IHK Heilbronn-Franken ihre Konjunkturumfrage. Die wird nicht gut ausfallen, das hat Hauptgeschäftsführerin Elke Döring bereits angekündigt. Im Mittelstand rumort es. Die Bundesregierung kommt nicht voran, der erhoffte Herbst der Reformen bleibt aus.
Die große Geschwindigkeit des IPAI kommt bei vielen Mittelständlern nicht an. Mittelstand und Wissensstadt zusammenzubringen, damit sie voneinander profitieren – das war eines der zentralen Versprechen. Diese Woche, in der Bundeskanzler, ZEIT-Konferenz und Slush’D aufeinandertreffen, während die IHK ernüchternde Zahlen vorlegt, zeigt die Kluft: Das Ökosystem wächst schnell. Aber nicht alle wachsen mit.
Im Frühjahr war der Optimismus noch größer. Auch auf der TECH-Konferenz des Handelsblatts war das zu spüren. Die Hoffnung, dass Heilbronn auch in Brüssel wahrgenommen wird, war groß. Die Gigafactories, die großen KI-Rechenzentren mit ihren Milliardeninvestitionen, werden nun aber allesamt nicht in Deutschland gebaut – keine einzige. Die Erwartungen an einen Impuls durch die neue Bundesregierung wurden nicht erfüllt.
Milliardeninvestitionen, die alleine nicht reichen werden
Vor einem Jahr war Olaf Scholz in Heilbronn. Die Dieter Schwarz Stiftung feierte 25-jähriges Bestehen. Jetzt kommt der nächste Bundeskanzler. Was Friedrich Merz aus Heilbronn mitnehmen sollte: Ein funktionierendes KI-Ökosystem für Europa braucht mehr als einen strahlenden Forschungscampus – der laut SWR übrigens Investitionen von drei Milliarden Euro nach sich zieht. Es braucht eine Industriepolitik, die unsere Stärken nicht vergisst. Heilbronn zeigt, wie schnell Aufbau geht. Jetzt muss der Anschluss gelingen.
Das passierte in den letzten Tagen:
Quantencomputing-Roadmap für Heilbronn
Chipforschungszentrum imec eröffnet Standort Heilbronn
Wie der Mittelstand die Chancen nutzt, die KI und IPAI bieten
Und mitten in dieser Woche eröffnet das neue Gebäude der Campus Founders „Gravity“

